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27. Jan. 2012

Gästebeschwerden: Von eiskalten Butterbroten

Hotel-Pool in Plastikbechern kredenzt werden? Wie ist der Mindestabstand zwischen Liegestühlen? Kein Urlaubsdetail ist zu klein, um nicht vor Gericht intensiv diskutiert zu werden. Aktuelle deutsche Entscheidungen geben Einblicke in aufgewühlte Touristenseelen.

Ein Familienvater aus Duisburg ließ es krachen: Für Mama, beide Söhne, die Freundin einer der Söhne und sich selbst buchte er eine zweiwöchige Flugreise nach Ibiza - "All inclusive", versteht sich.Kaum war die Reisegruppe in der Ferienanlage angekommen, zückte Papa den Beschwerdeblock: Kein Wort könne er bei dem auf Englisch durchgeführten Animationsprogramm verstehen.

Sprachlos machten den Duisburger auch die Zustände am Hotelpool. Statt in "ordentlichen" Gläsern würden die Getränke lediglich in Plastikbechern angeboten. Zudem betrage der Mindestabstand zwischen den Poolliegen kaum 50 Zentimeter. Unzumutbar sei es für einen Mitteleuropäer, sich durch dieses Stuhllabyrinth hindurchzuschlängeln.

Stilbewusste "All-inclusive"-Urlauber erleiden Schiffbruch
Wieder zuhause verklagte der Mann den Reiseveranstalter auf Preisminderung. Ohne Erfolg. Der zuständige Richter konnte nichts Anstößiges dabei finden, wenn in einem Mittelklassehotel Getränke im Außenbereich in Plastikbechern verabreicht werden.

Das überwiegend englischsprachige Animationsprogramm fand der Richter in einem Hotel mit internationalem Publikum okay. Auch der halber Meter Manövrierraum zwischen den Poolliegen war nach Meinung des Gerichts nicht zu eng, um die "Zwischenräume zu passieren" (Amtsgericht Duisburg, Az. 53 C 4617/09).

Ein Hamburger nebst Gattin buchte eine Doppelkabine für eine Nilkreuzfahrt. Mit der ebenfalls gebuchten Vollpension war der Hanseat alles andere als zufrieden. Während das Schiff an Dattelpalmen und Pharaonengräbern vorbeigefahren sei, habe es an Bord "täglich dieselben Speisen gegeben." Besonders seine geliebten Kartoffeln habe er die gesamte Reisezeit über bitterlich entbehren müssen.Fehlende Pommes frites am Sinai quälen Gast aus HamburgDer Kartoffel-Entzug führte nach Rückkehr des Gastes zu einer genauen Beweiserhebung vor dem Hamburger Amtsgericht. Die befragten Zeugen gaben jedoch ein differenziertes Bild vom Kochgeschehen am Suez-Kanal ab.Zum Frühstück soll es etwa süße Brötchen, frisch zubereitete Spiegel- und Rühreier sowie ebenfalls frisch hergestellte Crepes mit Puderzucker oder Honig gegeben haben. Eine Zeugin schloss sogar die Existenz von "Marmelade, Nutella, Wurst, Käse, Obst oder Gemüse" nicht gänzlich aus.Auch das Mittags- und Abendbüffet ließ in den Erinnerungen er Zeugen wenig Wünsche offen. Calamaris, Hühnerteile, verschiedene Fleischsorten, acht verschiedene Salate sowie Reis- und Nudelpfannen sowie reichlich Obst wurden zu Protokoll gegeben.

Für den Richter ein klarer Fall: Von "eintönigem Essen" könne nicht gesprochen werden. Auch die fehlenden Pommes oder Bratkartoffeln führten zu keiner anderen rechtlichen Beurteilung. "Landesüblich", so der Richter, seien Erdäpfel in Ägypten sowie nicht (Amtsgericht Hamburg, Az. 8B C 419/09).Gurtmuffel und Tiefkühlkost führen zu Zoff im FerienfliegerEine landsmännisch nicht näher bezeichnete Reisegruppe führte in einem Urlaubsflieger am Frankfurter Flughafen zu tumultartigen Szenen vor dem Abflug. Grund des Tohuwabohus: Die Gruppe wollte sich vor dem Abheben partout nicht setzten geschweige denn anschnallen.Der Kapitän schmiss die Gurtmuffel raus. Dafür wollten die Aufständischen Schadensersatz. Vergebens. Die Gerichte entschieden: Entsprechend der internationalen Flugregeln habe der Kapitän die Maßnahme zur "Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung an Bord" treffen dürfen (Oberlandesgericht Frankfurt am Main, Az. 13 U 231/08).

Pech hatte auch ein Ehepaar aus Mecklenburg, das sich über ein "halbgefrorenes Sandwich" während einer Flugreise beschwert hatte. Das Gericht wertete den kühlen Snack  als "hinzunehmende Unannehmlichkeit" (Amtsgericht Rostock, Az. 47 C 240/10).

Patrick Piccolruaz, Rechtsanwalt, Bludenz

Kategorien: Sonstiges

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