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9. Nov. 2011

Tor geschossen, Arbeitsplatz verloren

Weil ein Mann Fußball spielte, wurde er entlassen. Daran änderte nichts, dass die ärztliche Diagnose möglicherweise falsch war und das Spiel der Gesundheit nicht schadete.

Der Betroffene war als Metallarbeiter tätig und insgesamt mehr als eineinhalb Monate im Krankenstand. In dieser Zeit hatte der Mann drei Ärzte konsultiert, die ihn immer wieder aufs Neue krankschrieben. Arzt eins und zwei diagnostizierten Lendenwirbelsäulenschmerzen (Lumbago). Auch Arzt drei ortete Rückenschmerzen (Dorsallumbalgie). Zwischen Arztbesuch zwei und drei zeigte sich der Mann trotz Krankenstandes aber auffallend sportlich. Er bestritt für seinen Fußballclub ein Meisterschaftsspiel, und das durchwegs erfolgreich. Der Mann wurde über die gesamte Spielzeit eingesetzt und schoss sogar ein Tor. So ein öffentliches Spiel bleibt aber nicht unbemerkt. Er wurde entlassen.

Ausrede „Wer anderer spielte“
Zwei Monate später aber musste der entlassene Arbeiter wegen einer Nierenkolik ins Spital. Ein späteres gerichtliches Gutachten sollte nun sogar ergeben, dass möglicherweise die Nierensteine und nicht wie gedacht Rückenbeschwerden schuld an den Schmerzen waren. Doch dann wäre es gar nicht mehr so schlimm gewesen, dass der Mann Fussball gespielt hatte. Der Arbeiter focht seine Entlassung an, und das Landesgericht Feldkirch gab der Klage tatsächlich statt.

Die zweite Instanz hatte weniger Verständnis. Ein Arbeitnehmer mit Schmerzen im Rücken- und Schulterbereich müsse wissen, dass die Teilnahme an einem Meisterschaftsspiel zu-mindest abstrakt geeignet sei, den Krankenstand zu verlängern.

OGH: Auf Diagnose vertrauen
Der OGH bestätigte das abweisende Urteil. Er hielt fest, dass ein Arbeitgeber grundsätzlich auf die Diagnose des Arztes (Rückenprobleme) beim Mitarbeiter vertrauen darf. Die Entlassung sei gerechtfertigt, weil der Arbeitnehmer sich so verhalten hat, dass nach der damaligen Diagnose der Heilungsverlauf hätte gefährdet werden können. An der Entlassung ändere sich nichts, wenn eine spätere Diagnose ergibt, dass das vermeintliche Fehlverhalten vielleicht doch unschädlich gewesen sein könnte.

Dr. Petra Piccolruaz, Rechtsanwältin

Kategorien: Sonstiges

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