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Feratel's Börsengang

Schröcknadels Firmengruppe
Der Begriff „New-Economy“ war das Modewort der Wirtschaftsberichte dieses Sommers. Leider wurde er selten im Zusammenhang mit Österreich verwendet. Es gibt sie aber die flexiblen, innovativen, weltweit agierenden österr. Unternehmen, wenn sie auch dünn gesät sind. Die Firma Feratel des ÖSV-Präsidenten Prof. Peter Schröcksnadel ist eine davon.

Dr. Stefan Müller hat als Anwalt der Firmengruppe an der Umstrukturierung und dem anschließenden Börsengang der Feratel Media Technologies AG federführend mitgewirkt. Die Medien berichteten breit davon. Einige Artikel finden sie in diesem Heft. Kollege Müller schildert im Folgenden (mit Zustimmung unseres Klienten selbstverständlich) die recht interessanten Vorgänge anlässlich des Börsengangs.

Die Firma

Die Geburtsstunde der Firma Feratel war im Jahr 1989 als ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel seine auf touristische Informationssysteme spezialisierte Sitour GmbH mit der Feratel verschmolz und zugleich die Firma Feratel International GmbH gründete. Noch im gleichen Jahr begann das neue Unternehmen die Entwicklung und den Betrieb des Wetter- Panoramafernsehens voranzutreiben. Um die schnelle Übertragung der Live- Panoramabilder zu ermöglichen, begann man 1990 mit dem Aufbau eines eigenen Richtfunkstreckennetzes. Heute weist dieses Breitbandnetz eine Länge von über 6.000 km auf.

Die Firma Feratel ist mittlerweile der weltgrößte Anbieter von Wetter- und Panoramabildern sowie der führende Anbieter in Zentraleuropa von Online Informations- und Buchungssystemen. Der so entstandene touristische Datenpool mit Informationen von über 70.000 touristischen Anbietern, Wetterdaten mit langjähriger Historie, Bilddaten von Städten und Fremdenverkehrsorten aus ganz Europa ist die Grundlage eines enormen Wettberwerbsvorsprunges. Diese Daten sind die Basis dafür, dass die Feratel der führende Content-Provider im Geschäftsfeld Tourismus geworden ist. Feratel liefert für touristische Anbieter ein komplettes Softwarepaket mit Internet- und Wapschnittstelle, verbunden mit dem Datenpool aus dem Wetter- und Panoramafernsehen. Um eine weitere Expansion - vor allem auch nach Übersee - vorbereiten zu können, entschloss sich die Familie Schröcksnadel Ende 1999, den Gang an die Börse vorzunehmen.

Die Vorbereitung

Die Geschäftsführung der Firma Feratel beauftragte mich, als ihren langjährigen Anwalt, zur Vorbereitung des Börsengangs die notwendige Konzernstruktur rechtlich zu etablieren. Es wurden mehrere Firmen in Österreich und Deutschland verschmolzen und zur Feratel Media Technologies AG vereinigt. Vorstandsvorsitzender wurde Dr. Markus Schröcksnadel, sein Stellvertreter ist Johann Hlebayna.

Die Feratel Media Technologies AG mit Sitz in Innsbruck hält in Deutschland, Italien und Slowenien je eine Tochterfirma und ist darüber hinaus mit verbundenen Unternehmen in der Schweiz, Frankreich, Tschechien, Slowakei, Kroatien, Japan, Canada und den USA vertreten. Die Feratel Media Technologies AG erhielt einen prominenten Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden und Hauptaktionär ÖSV-Präsident Prof. Peter Schröcksnadel und seinem Stellvertreter Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Tirol, KommRat. Dipl.-Vw. Dr. Fritz Hackl. Weitere Mitglieder u.a.: Dr. Richard Schenz, Generaldirektor der OMV, Dr. Wolfgang Weidl, Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, Dr. Christian Poley, Notar und Schiclubpräsident aus Kitzbühel.

Der Börsengang

Nach der von uns durchgeführten Umstrukturierung wurden in Zusammenarbeit mit zwei Wiener Kanzleien, der Wirtschaftstreuhand Tirol, der KPMG Austria und einer bekannten Notariatskanzlei in Innsbruck der Börsengang der Feratel Media Technologies AG in nur wenigen Monaten durchgeführt.

Leadmanagerin der Emission war die Raiffeisenzentralbank Österreich AG in Wien. Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt EURO 6 Mio., unterteilt in 6 Mio. Stückaktien, lautend auf Inhaber. An der Börse angeboten wurden 2,3 Mio. Aktien mit einer Nominale zu EURO 1 und einem Ausgabekurs von EURO 16,5. 800.000 Aktien stammten von Altaktionären, der Rest waren so genannte Jungaktien. Die Aktien waren mehrfach überzeichnet, der erste Handelstag fand am 7.7.2000 statt. Der Ausgabekurs von EURO 16,5 erhöhte sich rasch auf EURO 17,9. Auch nach dem Börsengang behält die Familie Schröcksnadel die Mehrheit an der Feratel Media Technologies AG.

Der Emissionserlös wird vornehmlich für Investitionen in die neuen Wachstumsmärkte verwendet, aber auch die Vormachtstellung in Zentraleuropa zu festigen bzw. auszubauen. Laut einschlägigen Schätzungen wird das Onlinereisevolumen von derzeit USD 850 Mio. jährlich bis zu rund 100 % pro Jahr zulegen. Travel-Sites verzeichnen das größte Wachstum im Internetgeschäft.

Die Geschäftsführung der Feratel beabsichtigt, auch auf den nordamerikanischen Märkten mitzumischen. Die Technologie ist vorhanden. Die Basis Firma Feratel wurde von allen Analysten als grundsolide angesehen, weshalb der Feratelaktie gutes Potential bescheinigt worden ist.

Dieser erfolgreiche Börsengang zeigt, dass auch mittelständische Unternehmen mit innovativer Führung und attraktiven Geschäftsfeldern gute Chancen haben. Daneben ist längerfristig allerdings - wie bei der Feratel - eine solide Basis wichtig. In der so genannten „New-Economy“ tummeln sich viele Abenteurer, Überlebenschancen haben aber nur fundierte Unternehmen.

Dr. Stefan Müller

Rechtsanwälte
PICCOLRUAZ & MÜLLER

Werdenbergerstraße 38
6700 Bludenz
Vorarlberg, Österreich

Tel. +43 5552 62 286
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